WAZ: Bitte keine Schulexperimente. Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

Das Schulwesen in NRW ist wohl noch nie so schnell
und umfassend umgekrempelt worden wie in den vergangenen Jahren. Die
Rüttgers-Regierung wollte schließlich keine Zeit verschwenden. So
ging es Schlag auf Schlag: Turboabi, verbindliche
Grundschulempfehlung, Kopfnoten. Damit am dreigliedrigen Schulsystem
nicht gerüttelt wird, pumpte Schwarz-Gelb viele Millionen in die
Hauptschulen, obwohl Eltern und Kinder längst erkannt hatten, dass
sie in die berufliche Sackgasse führen. Die NRW-CDU musste erst auf
die Oppositionsbank verwiesen werden, um zugeben zu können, dass die
Hauptschule nicht zu retten ist.

Rot-Grün begeht nun einen ähnlichen Fehler, wenn das Bündnis
glaubt, die vermeintlichen Fehler der Vorgängerregierung im
Schnelldurchgang rückgängig machen zu können. Eltern fragen nach,
was funktioniert und Chancen bietet – also das Gymnasium und die
Gesamtschule.

Gymnasien, die mal Turboabi, mal G9 anbieten, Gemeinschaftsschulen
mit Gymnasialklassen oder ohne – all das mag dem ideologischen Ziel
einer Schule für alle näher kommen. Geholfen ist damit Schülern und
Lehrern aber nicht.

Die wollen und brauchen keine neuen Strukturen, sondern mehr
individuelle Förderung. Die geht mit einem besseren, moderneren
Unterricht einher.

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