Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht
man nicht, schreibt Brecht in der „Dreigroschenoper“. Bivsi Rana, das
15-jährige Mädchen aus Duisburg, hat den absurden Blüten, die
Asylverfahren treiben können, ein menschliches Gesicht gegeben. Und
sie hat das Glück gehabt, dass der öffentliche Druck Politik und
Behörden zum Einlenken bewegt hat.
Ein Erfolg der Menschlichkeit, der die vielen Freudentränen am
Flughafen verdient hat. Und ein Erfolg der Vernunft: Es ist
kurzsichtig, gut integrierte Familien abzuschieben.
Was aber ist mit denen, die nicht mit Getöse aus der Schulklasse
gerissen werden, sondern still und unauffällig in ein Land gekarrt
werden, in dem sie nicht geboren wurden, dessen Sprache sie nie
sprachen? Bivsi ist kein Einzelfall. Auf dem Balkan findet man
überall Kinder mit vergleichbarem Schicksal.
Ein Einwanderungsgesetz, das diesen Namen verdient und das solche
unmenschlichen Härten ausschließt, ist lange überfällig. Bis dahin
liegt es an den Behörden, das nötige Augenmaß zu beweisen. Nicht nur
im Falle Bivsi, wo ihnen alle Optionen offenstanden. Sondern auch bei
denen im Dunkeln.
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