WAZ: Brüssel entdeckt ein Erfolgsmodell. Kommentar von Thomas Wels

Der Streit um die Handwerksordnung in Deutschland
ist so alt wie die Handwerksordnung selbst: Seit 1953 wird um die
Frage gerungen, ob und in welchen Handwerksberufen ein Meisterbrief
die Voraussetzung für die Selbstständigkeit sein soll. Zweifelsohne
ist das ein gravierender Eingriff, der manchen liberalen
Marktwirtschaftler auf den Plan gerufen hat. Das Handwerk war immer
klug genug, sich Reformen nicht zu verweigern, sondern das Heft
selbst in die Hand zu nehmen. Die letzte Überarbeitung der
Handwerksordnung ist zehn Jahre her, heute sind 41 der 130 Berufe
reglementiert. Inzwischen hat sich jedoch der Wert der
Handwerksordnung herumgesprochen: Weniger Pleiten dank der
Meisterausbildung sind das eine, gesellschaftspolitisch von
erheblicher Bedeutung ist die Ausbildungsleistung. Das duale System,
die Lehre beim Meister und in der Berufsschule, wird im Ausland
vielfach bewundert und kopiert. Deutschland hat ein Rezept gegen die
Geißel Jugendarbeitslosigkeit – gut, dass Brüssel das auch erkannt
hat.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Weitere Informationen unter:
http://