Es ist keine bildungspolitische Eingebung oder gar
Erleuchtung, von der die nordrhein-westfälische CDU vier Monate nach
ihrer Wahlniederlage plötzlich erfasst wurde. Rückläufige
Kinderzahlen und gesellschaftliche Umbrüche mit all ihren Folgen für
das gegliederte Schulsystem konnten auch den Christdemokraten nicht
verborgen geblieben sein.
Nur glaubten sie, mit einem hartnäckigen Festhalten am angeblich
Bewährten der erfahrungsgemäß hochemotionalen und kraftraubenden
Schulstrukturdebatte ausweichen zu können. Bei vielen Wählern kam
diese sture Bestandswahrung offenkundig als Realitätsverweigerung an.
Die politische Lehre lautet deshalb: Auch die CDU erkennt nun an,
dass viele Hauptschulen kaum zu retten und neue Verbundmodelle
unausweichlich sein werden.
Ein Hinweis auf den ersehnten Schulfrieden zwischen Regierung und
Opposition ist diese neue Flexibilität gleichwohl kaum. Die von
Rot-Grün favorisierte Gemeinschaftsschule unter Einbeziehung des
Gymnasiums wird es mit der CDU schwerlich geben. Jeder größere
Eingriff in die Eigenständigkeit der traditionsreichen „höheren
Schule“ wäre in bürgerlichen Kreisen nicht zu vermitteln.
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