WAZ: Chef der Wirtschaftsweisen warnt vor humanitärer Katastrophe in Griechenland

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt,
warnt vor einer humanitären Katastrophe in Griechenland, sollte das
Land aus dem Euro ausscheiden. „Die Folgen für das Land wären enorm,
die Regierung spielt momentan wirklich mit dem Feuer“, sagte er der
Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Donnerstagausgabe).

Zugleich mahnte Schmidt die Regierungen der Euroländer, nicht auf
die Forderungen der griechischen Regierung einzugehen, die den
Reformkurs verlassen will. „Der schlechteste und teuerste Weg wäre
es, den Forderungen aus Athen nachzugeben, um den Grexit um jeden
Preis zu verhindern“, sagte Schmidt, „das können und dürfen die
Mitgliedstaaten des Euro nicht zulassen.“

Der Euroraum könne dagegen anders als noch 2010 aus einem „Grexit“
sogar gestärkt hervorgehen, glaubt Schmidt, Präsident des
Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen.
Denn inzwischen habe der Euroraum mit der Bankenunion und dem
Krisenmechanismus ESM die Gefahr von Dominoeffekten gebannt. Nur habe
„das die griechische Regierung offenbar nicht verstanden“.

Athen werde das momentane Hin und Her in den Verhandlungen mit den
Europartnern nicht mehr lange durchhalten. „Es gibt vielleicht noch
wenige Möglichkeiten, etwas Geld zusammenzukratzen. In die
Rentenkasse hat der Staat schon gegriffen, er könnte beispielsweise
noch Gehälter einbehalten, aber lange geht das wohl nicht mehr gut“,
sagte er. Sobald der Staat zahlungsunfähig werde, „wären die
griechischen Banken im selben Moment bankrott, es käme schlicht kein
Geld mehr aus den Bankautomaten“, warnt der Ökonom. Die Konsequenz
wäre besagte „humanitäre Katastrophe“.

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