WAZ: Chefsache Wahlkampf – Kommentar von Miguel Sanches

Sigmar Gabriel ist kein Mann für die zweite Reihe.
Falls er Angela Merkel nicht herausfordert, gibt er den Königsmacher
ab. Dem Wahlkampf drückt er auch dann seinen Stempel auf. Das ist
eine Frage des Egos, aber auch der Selbstbehauptung. Natürlich will
kein Parteichef eine Randfigur sein. Andrea Nahles ist zwar die
Chefin im Willy-Brandt-Haus. Sie sollte aber wissen, dass sie nicht
allein Herrin des Verfahrens ist. Sie sollte sich nicht entmachtet
fühlen, wenn er den Wahlkampf zu seiner Chefsache macht. Keine
Zweifel über seine Rolle aufkommen zu lassen, macht Sinn, wenn
Gabriel vorhat, eine Bewerbung Steinmeier oder Steinbrück anzutragen.
Wenn er selber antritt, wird alles auf ihn zugeschnitten. Darauf hat
jeder Kandidat Anspruch; darauf kann Gabriel noch früh genug pochen.
Die SPD hat sich stabilisiert, weil sie geschlossen ist. Das ist auch
die Leistung von Nahles. Anders gesagt: Wird sie gedemütigt, tritt
der linke Flügel auf den Plan. Bekriegen sich die Flügel, wenden sich
die Wähler ab. Die Insiderstory ist Klatsch und vielleicht „Quatsch“
(SPD). Das Timing – am Neujahrstag – ist nicht schlecht. Wer Merkel
herausfordert, ist 2012 die Gretchenfrage der SPD.

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