Trauer ist nicht messbar, und doch mag das
schreckliche Unglück in der Türkei die Menschen im Ruhrgebiet stärker
berühren als anderswo. Der Bergbau ist vielen noch sehr nahe, selbst
wenn er anderen auch hier schon längst als Relikt vergangener Tage
erscheinen muss.
Die tränenüberströmten Gesichter harter Männer mit Helmen, in die
wir blicken, Zeugen der Katastrophe, sind die Gesichter von Männern,
die weit weg sein mögen. Und doch wirken sie uns vertraut in ihrem
Leid, als wären es unsere Nachbarn, denen wir gerne Trost spendeten.
Sie durchleben, was den Bergleuten im Revier in der Dimension erspart
blieb. Ihre Risiken waren nie so groß wie die Risiken der Kumpel in
der Türkei. Oder in China. In Südafrika.
Die Trauer um die vielen Toten ist längst von Zorn durchsetzt. Auf
die Betreiber, die vermutlich an der Sicherheit gespart haben, auf
einen türkischen Premier, der das Drama auf beschämende Weise
kleinredet und sich unangenehmen Fragen stellen muss. Es wäre schön,
besserten sich nun wenigstens die Verhältnisse in den Bergwerken.
Aber darauf zu hoffen, ist wohl naiv.
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