Längst ist die gültige EU-Richtlinie 93/116/EG zur
Verbrauchsmessung reif zum Abwracken. Sie simuliert auf dem Prüfstand
eine Schleichfahrt, die mit dem realen Fahrgeschehen so viel zu tun
hat wie ein Spritspartraining mit einem Formel-Eins-Rennen. Und
längst sind die Autohersteller durch jedes Schlupfloch gekrochen, das
ihnen die überholte Norm offen gelassen hat. Die Konzerne ringen um
jedes Gramm Kohlendioxid-Ausstoß pro Kilometer, denn nach dem
EU-Normwert ihrer Autos auf dem Papier wird berechnet, ob sie die
vereinbarten Klimaschutzziele erreichen. Oder Milliarden-schwere
Strafen bezahlen müssen. Im Endeffekt zählt für die Hersteller bei
einer neuen Verbrauchsnorm nur eins. Sie darf nicht rückwirkend auf
200 Millionen Autos in der Europäischen Union angewendet werden. Und
sie muss den wahren Spritbedarf besonders der starken und schweren
und gleichzeitig besonders einträglichen Premiummobile made in
Germany verschleiern. Sonst könnte bald Schluss sein mit den schönen
Zwölfzylinder-Doppelturbos. So weit wird es nicht kommen. Egal, wie
die nächste Norm im Detail aussehen wird, eins ist jetzt schon
sicher: Sie wird um die Schlupflöcher herum gestrickt.
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