Stuttgarter werden eines Tages wohl vom
Europaviertel in den Schlosspark spazieren können. Sie werden auch
durch eine Fußgängerzone mit Lichtkuppeln laufen, unter denen
hindurch die ICE-Züge rauschen. Das hässliche Schienenband, das heute
die Landesmetropole teilt? Es war einmal. So kann man, anders als
aktuell die Demonstranten, den Bau von Stuttgart 21 sehen. Positiv
eben. Das dürfen gerne einheimische Schwaben tun. Andere Bundesbürger
werden den unterirdischen Neubau des Stuttgarter Bahnhofs
distanzierter sehen. Denn hier wird das Geld des Steuerzahlers aus
Herne, Dortmund und Wesel verbraten. Sieben Milliarden Euro. Das ist
der Skandal. Es ist dem Land Baden-Württemberg durch – Chapeau! –
gute Lobbyarbeit gelungen, für eine lokale städtebauliche
Verbesserung Bundesgelder in gigantischem Umfang locker zu machen.
Das Projekt blockiert die deutschen Verkehrsausgaben für zehn Jahre.
Nordrhein-Westfalen wird auf entlastende Güterzugstrecken verzichten
und hinnehmen müssen, dass sich die immer größere Containerfracht aus
den Seehäfen über seine verstopften Autobahnen quält. Der Protest
findet am falschen Ort statt. Er gehört gar nicht nach Stuttgart. Er
gehört ins Revier.
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