Nach über 30-stündigem Nervenkrieg war der Albtraum
beendet, der Attentäter tot. Die Menschen in Toulouse atmen auf. Doch
in Frankreich, und nicht nur dort, bleibt die bange Frage: Wann zieht
der nächste ideologisch verblendete, skrupellose Todesschütze los –
und sorgt für den nächsten Albtraum? Aber war Mohamed Merah wirklich
der „einsame Wolf“, der unkalkulierbare Einzeltäter, wie es in diesen
Tagen hieß? Frankreichs Geheimdienst hatte ihn immerhin auf dem
Radar, seine Kontakte zu radikalen Islamisten waren bekannt, Merah
hielt sich in Afghanistan und Pakistan auf. Der Geheimdienst wird
noch unangenehme Fragen beantworten müssen. Was immer dabei noch
herauskommen mag – immer deutlicher wird, dass der islamistische
Terror kaum mehr aus straff geführten Zellen erwächst; stattdessen
radikalisieren sich Einzelgänger, oder es finden sich, etwa übers
Internet, Gruppen und Grüppchen, die ihre wirren und Menschen
verachtenden Ideen in die Tat umsetzen. Zehn Jahre nach den minutiös
organisierten und koordinierten Anschlägen vom 11. September hat sich
der Terror gewandelt. Eine Antwort auf diese neue Art der Gefahr gibt
es noch nicht.
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