WAZ: Der Ansturm der Verzweifelten. Kommentar von Walter Bauüber den Flüchtlingsstrom

Mehr als 170000 Bootsflüchtlinge sind im vorigen
Jahr allein an den Küsten Italiens gestrandet. Dazu kommen jene,
deren Flucht vor Armut, Elend und Krieg in Griechenland, Spanien oder
der Türkei endete. Gewissenlose Schlepperbanden nutzen die Angst der
Menschen aus, knöpfen ihnen das letzte Geld ab – und überlassen sie
auf hoher See ihrem Schicksal. Skrupellos, erbarmungslos. Für
Hunderttausende Menschen aus Afrika und dem Mittleren Osten ist
Europa gleichsam das gelobte Land. Für die Hoffnung auf Freiheit,
Sicherheit und ein Stückchen von unserem Wohlstand riskieren sie ihr
Leben – und stoßen hier auf Ablehnung und Unverständnis. Der Ansturm
der Verzweifelten wird weiter anschwellen. Es reicht nicht, den
Kontinent zur Festung auszubauen. Der westliche Wohlstand beruht auch
auf der Armut im armen Süden. Es ist höchste Zeit, aus dieser
Erkenntnis die Konsequenz zu ziehen. Europa muss lernen, zu teilen.
Die nächsten Flüchtlingsboote sind schon unterwegs.

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