WAZ: Der automatische Krieg – Kommentar von Christopher Onkelbach

Die Bundeswehr muss Milliarden Euro sparen. Zugleich
wachsen die Anforderungen an die Truppe. Auslandseinsätze an
zahlreichen Krisenherden der Welt bringen sie schon jetzt an die
Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Vor diesem Hintergrund erscheinen
Kauf und Einsatz von Kampfdrohnen vernünftig. Die unbemannten
Flugzeuge benötigen keine Besatzung, sie sind preisgünstiger als
herkömmliche Kampfflugzeuge und lassen sich aus der Ferne steuern. So
werden Verluste von Mensch und Material minimiert. Durch Angriffe aus
der Luft können zudem manche riskanten Bodeneinsätze vermieden
werden. Doch es gibt auch starke Bedenken. Der Einsatz von Drohnen
hat die Kriegsführung radikal verändert. Der intensive Drohnenkrieg
der USA gilt als völkerrechtlich fragwürdig. Die Jagd auf echte und
vermeintliche Terroristen durch unbemannte Flugsysteme wird
international kritisiert. Die genaue Zahl der Opfer kennt niemand.
Doch allein in Pakistan wurden nach US-Angaben seit 2004 etwa 3300
Menschen getötet. Wie viele Zivilisten darunter waren, lässt sich nur
schätzen. Die Bundeswehr hat einen Verteidigungsauftrag. Eine
Kampfdrohne aber ist eine Angriffswaffe. Wie diese Systeme zu der
Doktrin passen, muss die Bundesregierung noch schlüssig erklären. Es
besteht die Gefahr, dass die Drohnen die Schwelle für einen
Kampfeinsatz senken. Der Krieg automatisiert sich. Was dies für
rechtliche und moralische Folgen hat, wird heute noch nicht einmal
diskutiert.

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