WAZ: Der Druck auf die Beschäftigten steigt – Kommentar von Stephanie Weltmann zu dienstlichen E-Mails

Lange bevor sich Uwe Hück als Betriebsratschef des
Stuttgarter Edelautobauers Porsche mit Managern anlegte, war er
professioneller Thai-Boxer. Eine Kampfsport-Leidenschaft, die Hück
bis heute verfolgt, und die ihm ein intuitives Gefühl beschert haben
wird für die Frage, wann er in einem Kampf auch mal kräftiger
zulangen muss.

In diesem Kampf nun geht es um nicht weniger als die Frage, unter
welchen Bedingungen wir arbeiten. Die Digitalisierung macht im
Berufsleben vieles schneller und einfacher. Sie ermöglicht aber auch
eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, die Beschäftigte als belastend
empfinden können. Längst ist die Hemmschwelle gesunken, auch nach
Feierabend Dienstliches per E-Mail oder Messenger zu klären. Damit
steigt – beabsichtigt oder nicht – der Druck auf Beschäftigte, sich
dieser unbegrenzten Verfügbarkeit zu beugen.

Und so kann man es als eine Art Erziehungsauftrag verstehen, wenn
Hück das radikale Löschen von nach Feierabend versandten Mails
vorschlägt. Das drängt gleichermaßen Absender wie Empfänger in die
gesetzlich zugesicherte Freizeit. Praktikabler indes wäre es, wenn
endlich der Arbeitsschutz digitalisiert würde und Firmen verbindliche
Vorgaben für ihre Kommunikation aufstellen.

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