WAZ: Der Gipfel des Zynismus – Kommentar von Stefan Schulte zu Rekordgewinnen und mangelnder Demut

Die deutschen Top-Konzerne melden Rekordumsätze und
-gewinne. Es wäre schlimm, wenn es anders wäre in diesem
Daueraufschwung, der dem Land auch immer neue Beschäftigungsrekorde
beschert. Wer also ob der Bilanzen in Kapitalismuskritik an der Jagd
nach Rendite verfällt, müsste schon anfügen, dass Unternehmen ohne
Rendite auch keine neuen Jobs schaffen.

Doch im Einzelfall dürfen Rekordzahlen schon nachdenklich machen –
zum Beispiel bei Konzernen, die ihre Kunden nachweislich betrogen,
aber nicht entschädigt haben. VW scheint auf einem guten Weg, den
Diesel-Skandal zumindest bilanziell in Rekordzeit vergessen zu
machen. Tatsächlich sind auch viele Neuwagenkäufer nicht nachtragend
und lassen sich von hohen Rabatten in die Autohäuser locken.

Doch Millionen Dieselfahrer haben den Abgas-Betrug nicht
vergessen. Sondern sich mit Software-Updates von zweifelhafter
Wirkung zufrieden geben müssen, während in den USA Milliarden an
Entschädigungen an die verprellten Kunden fließen. Dass VW-Chef
Müller dieser Tage auch noch den Chefmodernisierer gibt und das Ende
der Dieselsubventionen fordert, muss für sie der Gipfel des Zynismus
sein.

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