WAZ: Der Kampf um die Stammkunden – Kommentar von Stefan Schulte zur Karstadt-Sanierung

Karstadt steckt in einem Dilemma: Ohne harte
Sanierung droht der Untergang, das Management kann gar nicht anders
als neue Sparprogramme aufzulegen. Andererseits hat Verdi natürlich
Recht, wenn die Gewerkschaft mahnt, die Kundenberatung dürfe nicht zu
sehr unter der Sanierung leiden. Wie Kunden zurück- und neue
hinzugewonnen werden sollen, wenn sie künftig um die wenigen
Beraterinnen ringen müssen, ist tatsächlich schwer vorstellbar.
Selbstbedienung funktioniert beim Discounter. Zum nach wie vor
hochwertigen nicht eben billigen Sortiment von Karstadt passt das
nicht.

Die Rückbesinnung auf die Stammkundschaft, also auf Familien und
Senioren der Mittelschicht, ist ja richtig. Karstadts neuer
Marketing-Chef Manfred Mandel gab als Ziel aus, jene sieben Millionen
Kunden zurückzuholen, die Karstadt seit 2009 verloren habe. Das lässt
sich aber nur bedingt über das Sortiment steuern. Die neue
Karstadt-Führung weiß das. Dennoch muss sie die Kosten senken und
sich dabei an der Konkurrenz orientieren. Das wiederum weiß auch
Verdi. Der Kompromiss aber muss am Ende eine klare Priorität haben:
den Kunden.

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