WAZ: Der Preis des Systems – Kommentar von Michael Kohlstadt zu Geburtskliniken

Es werden wieder mehr Kinder geboren, in Deutschland
und auch in NRW. Zwar muss man angesichts der Entwicklung nicht
gleich in Euphorie verfallen. Denn die Kurve der Geburtenstatistik
steigt nur flach an. Nach Jahren rückläufiger Zahlen und
Horrorszenarien von angeblich wegen ihrer Kindermüdigkeit
aussterbenden Deutschen ist der sich abzeichnende stabile Trend aber
eine gute Nachricht.

Freuen darüber kann sich auch unser Gesundheitssystem. Dem laufen
die Kosten ja gerade wegen der Überalterung der Gesellschaft weg.
Mehr junge Menschen aber, das heißt am Ende mehr künftige
Beitragszahler. Dass nun ausgerechnet Geburtskliniken wegen
Unwirtschaftlichkeit schließen, klingt da wie Hohn und sollte
Gesundheitspolitikern zu denken geben.

Zur Wahrheit gehört auch, dass Ballungsräume wie das Ruhrgebiet
überversorgt sind mit Klinikbetten. Krankenhausbetreiber hören das
nicht gern, Experten aber warnen seit langem davor, an Besitzständen
und überkommenen Strukturen nur aus Prinzip festzuhalten. Eine
mögliche Lösung – die Spezialisierung von Kliniken – hat freilich
ihren Preis. Eine teure Geburtsstation lohnt sich nicht für jedes
Ortskrankenhaus. Die Schließung von Geburtskliniken wie jetzt wieder
in Gladbeck ist die logische Folge.

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