Um die Ärztehonorare streiten alle Beteiligten seit
Jahren mit Leidenschaft. Denn Ärzte werden nicht nach den Regeln des
freien Marktes bezahlt, sondern von einer solidarischen
Zwangsgemeinschaft. Die Politik versucht mehr schlecht als recht, die
Interessen im Lot zu halten. Was die Ärzte mehr verdienen, zahlen die
Versicherten drauf. Es mag daher verwundern, warum die
Zahnärzte-Honorare so leise erhöht werden konnten.
Der Grund ist simpel: Was die Zahnärzte bei den Zuzahlungen mehr
erhalten, zahlen die Patienten aus eigener Tasche. Und weil die
meisten nicht jedes Jahr neue Zähne brauchen, dürfte den meisten die
Teuerung gar nicht auffallen. Die so öffentlichkeitswirksamen
Beitragssätze steigen dagegen nicht. Die Politik darf also hoffen,
dass sie die Zahnärzte zufrieden stellen kann, ohne die Versicherten
gegen sich aufzubringen.
Dabei setzt sie auf die Unmündigkeit der Patienten. Das Gegenteil
wäre angebracht. Wer weiß, dass der Faktor 3,5 besonders
komplizierten Fällen vorbehalten ist, wird stutzen, wenn er nach
einer halben Stunde aufstehen darf. Diese Kontrolle bräuchte das
deutsche Gesundheitssystem dringend. Dass sie fehlt, ist das
Versäumnis der Politik.
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