WAZ: Der unsichtbare Feind. Kommentar von Dirk Hautkapp

Wenn man sich das Internet als unendlichen
Gefahrenraum vorstellt, in dem es in immer kürzeren Abständen durch
spektakuläre Hacker-Angriffe lichterloh brennt, dann hat Deutschland
gestern einen kleinen Erkundungstrupp mit einem Eimer Wasser an die
Front geschickt. Das Cyber-Abwehrzentrum in Bonn wird nicht
verhindern können, dass ausländische Geheimdienste oder kriminelle
Programmierer Infrastruktur-Netze lahmlegen, wichtige Daten löschen
oder zentrale Rechner abstürzen lassen.

Weil sich die Vorboten für solche Szenarien mehren, bleibt der
Bundesregierung keine Wahl. Sie muss sich mit dem unsichtbaren Feind
im Netz auseinandersetzen. Dazu gehört: Für die Aufrechterhaltung des
Standorts D notwendige Infrastrukturen wie Energie, Wasser oder
Zahlungsverkehr müssen vom allgemein zugänglichen Internet-Netz
genommen werden. Das Risiko, dass Dritte Industrie- und Lebensadern
manipulieren und Volkswirtschaften in die Knie zwingen können, wäre
geringer. Es ist kein Zufall, dass China, dem bei virtuellen
Sabotage- und Spionage-Akten die größte Umtriebigkeit nachgesagt
wird, bei der „Entnetzung“ eigener Infrastruktur am weitesten ist.

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