WAZ: Der Zorn auf Adolf Sauerland. Kommentar von Frank Preuß

Der Zorn auf Adolf Sauerland, er ist nicht einfach
so verraucht. Wie sollte er? Mag an der Phrase, dass die Zeit alle
Wunden heilt, auch manches richtig sein, die Zeit für die
Loveparade-Tragödie ist längst noch nicht reif. Der Schmerz sitzt zu
tief.

Duisburgs Oberbürgermeister hat das Drama natürlich nicht allein
zu verantworten. Aber er trägt die politische Verantwortung und wird
ihrer nicht gerecht. Mit seinem trotzigen Beharrungsvermögen hat er
die Kritik stets befeuert. Sie ist nicht mehr so allgegenwärtig,
nicht mehr so laut, aber dennoch keineswegs verstummt. Da darf sich
Adolf Sauerland nichts vormachen.

Die Kritik ist legitim, solange sie sich nicht in Aggression
entlädt. Sauerland zu beschmieren, ist eine Demütigung, für die es
bei aller Verzweiflung über politische Sesselkleberei keine
Entschuldigung gibt.

Der Vorfall zeigt, wie naiv Sauerlands trügerische Hoffnung ist,
sich auf Schleichwegen in die Normalität zurückbewegen zu können. Das
belegt weniger die Attacke als seine Reaktion darauf. Sauerland traut
sich nicht mehr, den Durchgedrehten zu belangen, seine Rechte
wahrzunehmen. Weil er das Thema schnellstmöglich erledigt sehen will,
weil er alles verdrängen will, was ihn irgendwie mit der
Loveparade-Katastrophe verbindet. Es soll weitergehen für ihn,
irgendwie, einfach weiter. Eine bizarre Aufführung.

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