Der Deutschland-Chef der Ratingagentur Standard &
Poor–s, Torsten Hinrichs, hat sich skeptisch zu einer möglichen
Einführung von Gemeinschaftsanleihen der Euro-Länder geäußert. „Die
Grundvoraussetzung dafür, dass Euro-Bonds langfristig funktionieren,
wäre eine stärkere politische und wirtschaftliche Integration in
Europa. Davon sind wir aber noch weit entfernt“, sagte Hinrichs den
Zeitungen der Essener WAZ-Gruppe (Freitagausgabe).
Mit Blick auf das Rating für die Bundesrepublik Deutschland sagte
Hinrichs: „Für Deutschland haben wir einen stabilen Ausblick
veröffentlicht. Das heißt: Aus heutiger Sicht gehen wir nicht davon
aus, dass sich das Rating innerhalb der nächsten zwei Jahre
verändert. Natürlich beobachten wir die Entwicklung kontinuierlich.“
Hinrichs ließ offen, ob damit zu rechnen sei, dass in Europa weitere
Staaten herabgestuft werden. „Darüber möchte ich nicht spekulieren“,
sagte er lediglich.
Kritik an der Rolle der Ratingagenturen in der Schuldenkrise wies
Hinrichs zurück. „Es wäre falsch, Ursache und Wirkung zu
verwechseln“, sagte er. „Es sind Politiker, die für die
Haushaltspolitik und damit den Grad der Verschuldung eines Staates
verantwortlich sind, nicht Ratingagenturen.“ Hinrichs kritisierte
zugleich: „Leider verschwendet die Politik viel Energie damit, auf
Ratingagenturen oder die Finanzwelt zu zeigen. Es wäre uns allen
geholfen, wenn diese Energie eingesetzt würde, die staatlichen
Haushalte in Ordnung zu bringen.“
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