WAZ: Die Chance auf ein Stück Zukunft. Kommentar von Thomas Wels

Thyssen-Krupp-Chef Hiesinger muss sich seiner Sache
ziemlich sicher sein. Die Verschiebung der Bilanz mit der Aussicht
zumindest auf eine Teillösung des Desasters in Brasilien und den USA
erhöht den Erwartungsdruck enorm. Reißt Hiesinger diese Hürde, drohen
heftigste Erschütterungen. Nimmt er sie, gewinnt der angeschlagene
Technologie- und Stahlkonzern ein Stück Zukunft für sich, indem er
zumindest einen Teil Vergangenheit abschüttelt. Das gilt auch für die
Risiken aus den Kartellverfahren. Gewiss, das Elendsstahlwerk in den
brasilianischen Sümpfen ist der Konzern dann immer noch nicht quitt.
Die Verluste aber würden überschaubar, und Verkaufsverhandlungen
könnten ohne den zur Erpressung einladenden Zeitdruck ablaufen. Auch
die Risiken aus dem Fall des Schienenkartells sind kleiner geworden.
Unklar ist noch, was auf den Konzern zukommt, wenn die
Kartell-Ermittlungen in Sachen Autoblech abgeschlossen sind. Klappt
der Deal, könnte Thyssen-Krupp bei den Aktionären das dringend
benötigte Kapital einsammeln. Das Gröbste wäre wohl überstanden.

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