WAZ: Die Gesellschaft und das Geld – Kommentar von Ulf Meinke zu Kohle und Kapital

Wer das Geld hat, hat die Macht. Der Finanzkonzern
Allianz hat viel Geld, er hat also auch viel Macht. Mit Macht lässt
sich die Gesellschaft verändern. Geld hat also einen Einfluss auf die
Welt um uns herum. Das ist die eine Seite. Hinzu kommt aber: Die
Gesellschaft verändert auch die Unternehmen, die über Macht verfügen.
Denn ein Unternehmen, das dauerhaft gegen die Interessen einer
Gesellschaft agiert oder die Welt um sich herum nicht mehr versteht,
ist letztlich zum Scheitern verurteilt, weil die Produkte oder
Dienstleistungen an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigehen.
Deshalb müssen sich Unternehmen laufend verändern.

RWE hat heute auch deshalb Probleme, weil der Konzern zu spät
verstanden hat, dass die Akzeptanz von Atomkraft und Kohle schwindet.
Grünes Gedankengut ist längst in der Mitte der Gesellschaft
angekommen. Auch bei Investoren gibt es einen Klimawandel. Der
norwegische Staatsfonds hat schon vor einiger Zeit mit einem Rückzug
aus Kohlegeschäften aufhorchen lassen. Nun pflegt auch die deutsche
Allianz ihr Umweltprofil.

Mag sein, dass auch ein Antrieb ist, einen Beitrag zum Klimaschutz
zu leisten. Doch vor Illusionen sollte man sich hüten: Dax-Konzerne
sind darauf ausgerichtet, Geld zu verdienen, nicht die Welt zu
verbessern.

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