WAZ: Die Härten eines Konzernumbaus – Kommentar von Kai Wiedermann

Der Energieriese Eon, der 11 000 Arbeitsplätze
streichen will, 6000 davon in Deutschland, hat bisher wenig Wert
gelegt auf eine behutsame Taktik des Verkündens. Mit seiner eher
kühlen Art der Ansprache bestimmte Konzernchef Teyssen lange Zeit die
Schlagzeilen. Dass er Tausende Mitarbeiter über deren Zukunft im
Unklaren ließ, schadete auch dem Eon-Image. Nun also deuten sich die
Gewissheiten des Konzernumbaus an. Und schon gibt es wieder
Zündstoff. Die Ankündigung, Jobs nach Rumänien, nach Cluj zu
verlagern, dürfte Eon nicht beliebter machen. Der Handyhersteller
Nokia musste erfahren, was es bedeutet, ein Werk in Bochum zu
schließen und eines in Cluj zu eröffnen. Obwohl dies schon wieder
Geschichte ist, ist Nokia bis heute bei vielen Kunden unten durch.
Menschen warfen damals Nokia-Telefone in Mülltonnen. Das Ausland
zieht mit seinen günstigeren Löhnen nicht mehr nur Produzenten,
sondern auch Konzernverwaltungen an. Das ist normal in einer
Weltwirtschaft, für viele aber ist es schwer zu verdauen. Dass Eon
Cluj gestern mit geringen Lebenshaltungskosten bewarb, könnte dem
Konzern noch leidtun.

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