WAZ: Die Lehre aus der Italien-Wahl – Kommentar von Walter Bau

Da ist sie wieder, die Euro-Angst. Börsianer und
Politiker sorgen sich gemeinsam um Italien, wo die Euro-Populisten
Berlusconi und Grillo überraschend starke Wahlergebnisse einfuhren –
und damit die Bildung einer handlungsfähigen Regierung fürs Erste
verhinderten. Zieht das kriselnde Italien nun die gesamte Eurozone
mit sich hinab? Gemach. Aber klar ist: In Italien ist nicht zuletzt
die rigide Sparpolitik, wie die deutsche Bundeskanzlerin sie
propagiert, abgewählt worden. Premier Mario Monti, vom Ausland
gefeiert, wurde von den Wählern regelrecht abgestraft für seinen
Sanierungskurs, der die Reichen weitgehend verschonte, aber die
kleinen Leute zur Kasse bat. Die Italien-Wahl lehrt somit, was sich
in Griechenland längst abzeichnet: Eine überzogene und einseitige,
weil sozial nicht ausbalancierte Sparpolitik gefährdet die Akzeptanz
einer auf Stabilität ausgerichteten Euro-Politik insgesamt. Und sie
ebnet den Weg für gnadenlose Populisten, denen es letztlich nicht um
verantwortungsvolle Politik, sondern nur um das eigene Ego geht. In
Italien läuft jetzt politisch ohne sie nichts mehr. Trübe Aussichten
für Rom. Und für Europa.

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