WAZ: Die linke Cheflobbyistin – Kommentar von Stefan Schulte

Birgit Fischer ist nicht die erste Politikerin, die
mit ihrer Karriere in der Wirtschaft aneckt. Schröder arbeitet für
Putin, Riester wirbt für die Riester-Rente, Koch führt einen
Baukonzern, der in seiner Amtszeit zig Aufträge vom Land Hessen
erhielt. Trotzdem ist der Fall Fischer ganz anders. Wer in eine
Branche geht, die er als Politiker umsorgt hat, muss sich
Interessenkonflikte vorwerfen lassen. Das galt auch für den Wechsel
der früheren NRW-Gesundheitsministerin an die Spitze der größten
Krankenkasse. Doch immerhin musste Fischer als solche nicht das
Gegenteil dessen sagen, was sie vorher vertrat. Genau das wird sie
als oberste Pharmalobbyistin aber tun müssen. Jeder suche sich aus,
was er schlimmer findet. Fischer hat als Barmer-Chefin die
Pharmakonzerne für nutzlose und überteuerte Pillen attackiert. In
dieser Zeitung geißelte sie die Klientelpolitik der Regierung
zugunsten der Industrie. Und die soll sie, die linke
Sozialdemokratin, nun vertreten? Für den verdienten Spott erhält
Fischer genug Schmerzensgeld. Abnehmen wird man ihr kein Wort mehr.
Aber vielleicht plant sie ja auch einen Sabotage-Coup der ganz
subversiven Art.

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