WAZ: Die Macht der Masse. Kommentar von Kai Wiedermann

Die Wissenschaft wird den Deutschen im nächsten Jahr
erklären, wie viele Millionen Tonnen Lebensmittel sie tatsächlich auf
den Müll werfen. Eine umfassende Studie ist in Arbeit. Das Ergebnis
dürfte Aufsehen erregen. Sicher ist schon heute: Lebensmittel sind zu
wertvoll, um sie wegzuschmeißen.

„Milchseen“ oder „Butterberge“ hatten auch früher die Kraft,
Aufregung auszulösen. Debatten über den Wert von Nahrung sind nicht
neu. Handel, Produzenten und die Masse der Verbraucher hat das nicht
dazu veranlasst, umzudenken. Sonst bräuchte man keine
Wissenschaftler, die ein Wegwerfverhalten untersuchen. Sonst bräuchte
man keine Politiker, die sich über Mindesthaltbarkeitsdaten den Kopf
zerbrechen.

Ob die aktuelle Diskussion zu einer sinkenden Wegwerfquote in der
Zukunft führt, hat vor allem einer in der Hand: der Verbraucher.
Jeder Einzelne beeinflusst, welche Lebensmittel er in den Müll
schmeißt. Jeder Einzelne steuert über sein Kaufverhalten das
Verhalten von Lebensmittelproduzent und -verkäufer mit. Dass Letztere
sich von allein darum bemühen, das Wegwerfen einzudämmen, ist nicht
zu erwarten.

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