WAZ: Die schwerste Entscheidung. Kommentar von Stefan Schulte

Wenn Sie nicht zufällig bei Opel in Bochum arbeiten,
stellen Sie sich das mal kurz vor: Man legt Ihnen heute einen
Abstimmungszettel vor. Sie können „Ja“ dazu sagen, dass Ihr
Arbeitsplatz womöglich schon bald, vielleicht auch später oder im
besten Fall gar nicht wegfällt. Oder sie können „Nein“ sagen und
damit Ihren Protest ausdrücken, verlieren dann aber mit ziemlicher
Sicherheit ihren Arbeitsplatz Ende nächsten Jahres. Die meisten
würden dies zynisch nennen. Doch es ist die sauberste Lösung. Weder
IG Metall noch Betriebsrat sind zufrieden mit dem
Verhandlungsergebnis, also lassen sie die Betroffenen abstimmen. Dass
der Betriebsrat die Nachteile und die IG Metall die Vorteile betont,
ist aus der jeweiligen Sicht verständlich. Ein Betriebsrat kann nicht
für das Ende der Autoproduktion sein. Die IG Metall muss ihren hart
errungenen Kompromiss vertreten. Am Ende haben beide ihren Anteil
daran, dass Opel überhaupt in Bochum bleiben will, wenn auch nur noch
als Teileproduzent und Lagerist. Entscheiden muss jeder Einzelne ganz
für sich. Aber besser nicht aus einem Bauch voller Wut heraus,
sondern nach reiflicher Überlegung.

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