WAZ: Die Sehnsucht nach Zeit – Kommentar von Frank Meßing zu Überstunden

Rekordzahlen bei der Beschäftigung, hervorragende
Daten bei der Wirtschaftsentwicklung. Glaubt man allein den
Statistiken, geht es Deutschland richtig gut. Der Boom hat aber auch
seine Schattenseiten: Überstunden, Stress, arbeitsbedingte
Krankheiten und Erschöpfung. Alarmsignale, die Unternehmen und
Gesellschaft ernst nehmen sollten.

Die Zahl 43,5 in der neuesten Studie bildet ja nur die
durchschnittliche Wochenarbeitszeit ab. Viele werden also noch mehr
als fünf Überstunden pro Woche absolvieren müssen. Hinzu kommen
Arbeit am Wochenende und Erreichbarkeit nach Feierabend. Die Kluft
wird immer größer: Wer einen Job hat, wird zunehmend überfordert. Wer
zum Heer der Langzeitarbeitslosen zählt, hat dagegen kaum noch
Chancen.

Viele Unternehmen sind inzwischen so schlank aufgestellt, dass sie
Geringqualifizierten überhaupt keine Stellen mehr anbieten. Ihre
verbliebenen Beschäftigten dagegen leiden unter Leistungsverdichtung,
müssen immer mehr, immer schneller und immer länger arbeiten – und
zwar nicht nur bei Auftragsspitzen. Viele Arbeitnehmer sehnen sich
inzwischen nur noch nach einem: Zeit.

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