WAZ: Die türkische Twitter-Revolte. Kommentar von Walter Bau

Diese Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen,
sie wird getwittert.“ So steht es an einer Hauswand in Istanbul, wo
eine islamisch-konservative Regierung gerade dabei ist, die
Opposition gnadenlos niederzuknüppeln – und alle unliebsamen
Medienberichte darüber zu unterdrücken. Wie schon im so genannten
Arabischen Frühling, wie schon beim Aufstand im Iran spielen in der
Türkei Twitter, Facebook und andere Online-Plattformen eine wichtige,
womöglich entscheidende Rolle. Und ihr Einfluss ist inzwischen noch
rasant gestiegen. Bildeten die sozialen Netzwerke bisher
hauptsächlich die Ereignisse ab, etwa durch Fotos und
Video-Mitschnitte, so mobilisieren, koordinieren und befeuern sie
inzwischen den Widerstand. In der Türkei bilden Twitter und Facebook
zusammen mit Bloggern das digitale Nervensystem des Aufstands. Ohne
das Internet wäre die Erhebung längst zusammengebrochen. Der Aufstand
am Bosporus markiert somit den Beginn eines neuen Abschnitts im Kampf
gegen politische Repression: die perfekte Verknüpfung vom Kampf der
Menschen auf den Plätzen und Straßen mit den sozialen Netzwerken.

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