WAZ: Drei Kämpferinnen – Kommentar von Christopher Onkelbach

Erstmals in der Geschichte des Friedensnobelpreises
wurden drei Frauen zugleich geehrt. Es ist eine gute, eine weise
Entscheidung. Und sie zeigt erneut, dass das Preiskomitee die
Verleihung bewusst als politisches Signal an die Welt versteht. Im
letzten Jahr, wir erinnern uns, erhielt der chinesische
Regimekritiker Liu Xiaobo die hohe Ehrung. Klug verzichtete das
Komitee diesmal darauf, einen prominenten Vorkämpfer auszuzeichnen,
wie etwa Barack Obama im Jahr 2009. Es stellt jene ins Licht der
Weltöffentlichkeit, die kaum wahrgenommen werden, die oft hinter
Kerkermauern verschwinden. Der Friedenspreis für die drei Frauen gilt
indirekt auch den Revolutionären des arabischen Frühlings. Die Ära
der arabischen Diktatoren ist vorbei, sagte Tawakkol Karman, die der
Revolte im Jemen ihr Gesicht lieh. Sie streitet gewaltlos für
Meinungsfreiheit, Demokratie und Menschenrechte – und saß dafür im
Gefängnis. Dass sie zugleich eine gläubige Muslimin ist, scheint aus
unserer Sicht ein Widerspruch zu sein. Doch womöglich ist der
westliche Blick auf die Probleme der arabischen Länder religiös
verengt. Karmans Kampf zeigt, so darf man hoffen, dass der Islam ein
Teil der Lösung sein kann.

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