WAZ: Eigentor. Kommentar von Dirk Hautkapp

Natürlich will Gesine Lötzsch nicht die al-te DDR
samt Unrechtsstaat zurück. Aber es gibt Reiz-Vokabeln, von denen
lässt man besser die Finger, wenn man politische Visionen an den Mann
bringen will. Kommunismus, das müsste die Linken-Chefin bemerkt
haben, gehört dazu. Ihr laxer, auf Missverstehen angelegter Umgang
mit der angstbesetzten Ideologiephrase kann nur als Anbiederung an
Sektierer auf der Linksaußenbahn verstanden werden. Was die Zweifel
an ihrer Führungsfähigkeit nicht kleiner werden lässt.

Zum einen bedient das K-Wort im Westen wie im Osten der Republik
starke Ressentiments und Beißreflexe. Zum anderen ist mit „K“ mit
Blick auf Wahlen 20 Jahre nach der Einheit nirgendwo mehr ein
Blumentopf zu gewinnen. Die heftigen Reaktionen, gerade aus den
eigenen Reihen, zeigen das. Zu Beginn des Superwahljahrs hat die
Linkspartei ein Eigentor geschossen. Für Union und FDP eine
Steilvorlage, die auf „Stand-by“ mit einer rot-rot-grünen Machtoption
hantierenden Sozialdemokraten als Steigbügelhalter für
Neo-Kommunisten zu zausen. Für die SPD ein Grund mehr, die Linke noch
häufiger mit der Kneifzange anzufassen.

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