WAZ: Ein bisschen Zwang muss sein – Kommentar von Gerd Heidecke

Auch wenn viel erreicht ist seit den mörderischen
Zeiten, als in Deutschland Ost und West 25 000 Menschen im Jahr
ihr Leben auf der Straße ließen: Noch immer sterben viel zu viele im
Verkehr, und allzu oft stürzen junge Menschen am Lenkrad sich selbst
und andere ins Unglück. Da sind 100 Euro plus Mehrwertsteuer für
vielleicht zwei zusätzliche Fahrstunden für Anfänger gut investiert,
auch wenn das viele 18-Jährige finanziell schmerzen dürfte. Aber so
viel Zwang muss sein. An die heilsame Wirkung des Führerscheins auf
Probe inklusive Alkoholverbot und des Führerscheins mit 17 hat
anfangs auch nicht jeder geglaubt. Allerdings: Es ist normal, dass
Unerfahrene immer mehr Unfälle bauen werden als abgeklärte
Kilometerfresser. Und: Es ist normal, dass Junge eine, aber nicht die
einzige Sicherheits-Hochrisikogruppe darstellen. Der schlichte
verpflichtende Sehtest für mobile Senioren ab dem 75. Lebensjahr, er
wäre kein Eingriff in die Grundrechte. Auch wenn das manchmal
populistisch als Einstieg in eine Alters-Gängelung dargestellt wird,
an deren Ende so etwas wie „betreutes Fahren mit 71“ steht. Ein
bisschen Zwang muss sein. Gibt es eigentlich im Sinne der
Verkehrssicherheit einen Grund, warum Erwachsene nur mit Gurt
spurten, Kinder aber ohne Helm Radfahren dürfen?

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