WAZ: Ein bitterer Prozess-Erfolg. Kommentar von Frank Meßing

Grobe Fehler bei der Sozialauswahl werfen Richter
dem Schlecker-Insolvenzverwalter vor. Die Gewerkschaft Verdi spricht
von einem erheblichen Zeitdruck, den Geiwitz im März ausgeübt habe,
um die ersten 10500 Mitarbeiterinnen zu entlassen. Bei den
Sanierungsversuchen der Pleite-Drogeriekette im Frühjahr ist einiges
schief gelaufen. Krasse Fehler bei der Sozialauswahl gab es auch im
Ruhrgebiet. Von ihrem späten Recht, das die ehemalige
Schlecker-Filialleiterin jetzt bekam, kann sie sich aber nichts
kaufen. Auf welchen Arbeitsplatz soll sie zurückkehren? Die Läden
sind alle dicht. Und es ist fraglich, dass sie die Differenz zwischen
Gehalt und Arbeitslosengeld je wiedersehen wird. Ob das Urteil nun
ein Einzelfall ist oder Signalwirkung für alle 4500
Kündigungsschutzklagen haben mag – für die betroffenen Frauen sind
die Verfahren nicht mehr als dünne Strohhalme, an die sie sich
klammern können. Die Prozesslawine wäre wohl zu verhindern gewesen,
wenn sich die FDP-Wirtschaftsminister in den Ländern nicht gegen
Transfergesellschaften gewehrt hätten. Mit diesem Instrumentarium
jedenfalls hätten sich die Chancen verbessert, dass ein Investor
Schlecker übernimmt und zumindest einige Arbeitsplätze erhält.

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