Siemens-Chef Joe Kaeser ist ein Mann der Zahlen.
Sieben Jahre lang war der bodenständige Bayer Finanzvorstand des
Münchner Weltkonzerns. Der schreibt gerade keine Erfolgsstory, liegt
im Ergebnis hinter den Erwartungen der Kapitalmärkte, verdient
allerdings dennoch ordentlich Geld. Kaeser folgt also der kühlen
Logik von Finanzinvestoren, wenn er, wie neulich geschehen, den
geplanten Personalabbau im angeschlagenen Großturbinengeschäft für
alternativlos erklärt.
Doch auch ein Zahlenmann muss erkennen, dass eine motivierte, gut
ausgebildete Mannschaft Gold wert ist im globalen Wettbewerb, in dem
deutsche Ingenieurs- und Fertigungskunst immer noch ein
Qualitätsausweis ist. Das wissen Mitarbeiter und Betriebsräte nur zu
gut.
Die Kundgebung gestern war eine Demonstration des
Selbstbewusstseins einer Belegschaft, die weiß, was sie kann – und
die im Kampfgeist ungewohnte Schlagkraft entwickeln könnte. Viele
junge Siemensianer waren in Duisburg dabei. Welche Botschaft hat
Kaeser für sie? Dass er sie in seiner Siemens-Zukunft nicht braucht?
Das wäre ein fatales Signal. Für das Unternehmen und für den Standort
Deutschland.
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