Selten hört die Kirche auf das, was das Kirchenvolk
sagt. Doch jetzt, bei Johannes Paul II., war es anders. Diesmal hat
ein Papst, Benedikt XVI., eine Bitte aus der Menge befolgt: „Santo
Subito“ (heilig, sofort) hatten Hunderttausende Pilger gefordert, als
Johannes Paul II. 2005 starb. Seine Seligsprechung – in Rekordzeit –
ist Voraussetzung für eine Heiligsprechung. Eine prompte Antwort auf
Volkes Stimme. Doch diese Seligsprechung traf nicht nur einen überaus
beliebten Papst. Johannes Paul war auch ein außergewöhnlicher, einer
der großen Päpste.
Dass er auch viele Kritiker hat, ändert daran nichts. Sein
autoritärer Stil, seine restriktive Sexualmoral, seine Härte
gegenüber Neuerern in der Kirche; und auch die jüngsten Vorwürfe, er
habe beim Thema sexueller Missbrauch durch Geistliche nicht immer mit
der nötigen Härte durchgegriffen – berechtigte Einwände. Aber Selige
– das waren zu Lebzeiten Menschen mit Makeln und Fehlern, keine
unfehlbaren Idealgestalten, nicht einmal, wenn sie Päpste waren.
Unter ihnen jedoch war Johannes Paul einer, der die Kirche und die
Welt veränderte. Ein Seliger unter den Katholiken, ein Großer unter
den Päpsten.
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