WAZ: Ein kluges Projekt. Kommentar von Rusen Tayfur

Wenn jetzt die Arbeitsagentur zusammen mit dem Land
und der Diakonie Frauen mit Migrationshintergrund losschickt, damit
diese anderen in ihrer Muttersprache den Weg durch den deutschen
Ämterdschungel, durchs Schul- und Gesundheitssystem weisen, dann wird
es nicht lange dauern, bis die ersten Besserwisser sich zu Wort
melden: Die sollen Deutsch lernen!

Natürlich sollen sie das. Doch wie kurzsichtig dieser mantraartig
wiederholte Appell ist, weiß jeder, der sich vor Ort um Menschen
bemüht, die aus Unwissenheit, Scham oder Angst sich selbst und ihren
Kindern die Chancen verwehren, die dieses Land für alle seine Bürger
bereithält. Das Ergebnis: Jugendliche ohne Schulabschluss zum
Beispiel, die uns allen auf der Tasche liegen.

Da kann man lamentieren über misslungene Integration, über
Parallelgesellschaften und die „Bringschuld“ von Einwanderern. Nützen
wird das: nichts. Wie klug ist es dagegen, vorhandene Ressourcen zu
nutzen. Die Stadtteilmütter, die Langzeitarbeitslose sind, erhalten
eine Perspektive. Und Familien werden vom Rand der Gesellschaft in
deren Mitte gerückt. Was ist so schlimm daran, dass dies auf Türkisch
geschieht?

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