WAZ: Ein Konsument, so gläsern wie nie – Stephanie Weltmann über Bonuskarten

Am stoischen Duktus mancher Verkäuferin hätte sich
wohl selbst der griechische Felsenschieber Sisyphos abgekämpft: Ob im
Bekleidungsgeschäft, an der Tankstelle oder im Buchhandel, auch der
schnödeste Alltagseinkauf gilt erst mit dieser Frage als vollendet:
„Haben Sie eine Kundenkarte?“

Jeder dritte Deutsche soll mindestens eine dieser Treuekarten im
Portemonnaie haben. Er mag damit das Versprechen auf Rabatte und
Angebote verbinden, doch den größeren Nutzen haben die Händler. Ihnen
liefert die Vorteilskarte wertvolle Informationen über den Kunden,
wann er wo welches Produkt einkauft, damit über Gewohnheiten und
Vorlieben. Im besten Fall nutzen Firmen dies, um gezielter zu werben
und Umsätze zu steigern. Im schlimmsten Fall gelangen Daten –
beabsichtigt oder nicht – an Dritte.

Nun könnte man das als Kleinigkeit abtun, wissen Google, Amazon
und Facebook längst mehr über eine Person als der eigene Vater. Doch
gerade weil der Bürger so gläsern sein kann wie nie, sollte jede
Freigabe persönlicher Daten wohlüberlegt sein. Und bei Treuekarten
hinterfragt werden: Was habe ich davon?

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