Besseresser. Ein neues Wort, ein anderes
Selbstverständnis, ein Kulturbruch. Der Dioxin-Skandal befördert nur
einen Mega-Trend. Der Täglichfleischesser aus dem deutschen
Wirtschaftswunderland setzt längst nicht mehr den Standard für ein
erfülltes Leben. Der Besseresser hat ihn abgelöst. Kein Wunder: Wenn
ein Kilo Schwein weniger als fünf Euro kosten kann, ist ein Schnitzel
nichts mehr Besonderes, sondern nur noch Gewöhnliches. Wer Fleisch
essen und sich etwas gönnen will, kauft einmal die Woche ein
anständiges Steak. Natürlich muss es jetzt bessere Kontrollen geben
und all solche Dinge, die die Politkrisenindustrie in solchen Fällen
zuverlässig und halbwegs folgenlos be-schließt. Grundsätzlicher
ändern wird es der Verbraucher. Immer mehr Menschen denken um. Die
bäuerlichen Wochenmärkte sind voll, Bio bietet längst auch der
Discounter. Es gibt doppelt so viele Vegetarier wie noch vor zehn
Jahren, sie werden nicht mehr als Schluffis belächelt. Wir wissen es
schon lange: Nahrungsmittel füllen, Lebensmittel erfüllen. Das alles
hat mit Geld rein gar nichts zu tun, wie die Freunde von Linsen- und
Möhreneintopf wissen. Ein Wort zur Politik, die sich gerne in
Feuerwehr-Pose wirft, um ihre Brandstifter-Rolle zu verbergen. Sie
subventioniert Billigfleisch stark. Es ist unser Geld, das hier
verschwendet wird.
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