WAZ: Eine Frage der Mentalität – Kommentar von Michael Kohlstadt

Es klingt nach einer Erfolgsgeschichte: Gegen den
Trend und trotz einer im Vergleich zu anderen Bundesländern stark
ausgeprägten Arbeiter- und Angestelltenkultur wagen immer mehr
Menschen an Rhein und Ruhr den Sprung in die Selbstständigkeit. Das
ist sicher auch das Ergebnis einer zielgerichteten Förderpolitik der
Landesregierung, die mit landesweit 79 Beratungscentern vielen
Existenzgründern auf die Beine geholfen hat.

Ein prosperierendes Gründerland ist Nordrhein-Westfalen damit aber
noch lange nicht. Denn schaut man genauer hin, fällt die Bilanz eher
zwiespältig aus. 80 Prozent der Existenzgründer im vergangenen Jahr
begannen als Einzelunternehmer. Ob diese „Firmen“ jemals zusätzliche
Jobs schaffen und damit nachhaltig den Arbeitsmarkt beleben, ist mehr
als fraglich. Die meisten Gründer bleiben dauerhaft alleine.
Bedenklich ist, dass ausgerechnet das durch hohe Arbeitslosigkeit
geprägte Ruhrgebiet der neuen Lust zum Unternehmertum nicht folgen
will. Ohne das Revier läge NRW bei der Selbstständigenquote längst
über dem Bundesschnitt. Ein Mentalitätswechsel sieht anders aus.

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