WAZ: Eine Frage der Solidarität – Kommentar von Jürgen Polzin zu Versicherungen

Wie gerecht kann der jährliche Beitrag für den
Versicherungsschutz sein, wenn der Versicherer ein gewinnorientiertes
Unternehmen ist, das Risiken kalkulieren muss? Wenn der Versicherte
zu denen gehört, die laut Statistik mehr Schäden verursachen? (Wozu
(auch junge Fahranfänger zählen). Die Antwort auf diese Frage fällt
schwer, denn sie berührt Grundsätzliches: das Solidaritätsprinzip.

Zu Ende gedacht würde es bedeuten, dass Versicherungstarife nur
dann wirklich gerecht sind, wenn sie das Risiko des
Versicherungsnehmers höchstmöglich abbilden. In einer Gesellschaft,
die immer älter wird und auch im Alter mobil bleibt, in der junge
Menschen rauchen, trinken und Extremsport wagen, in der Frauen länger
leben als Männer, ist individuelle Gerechtigkeit nur schwer zu
erreichen.

Versicherer mögen rechtmäßig handeln, wenn sie ihren Kunden
Altersgrenzen setzen. Doch wer nach der Kündigung Senioren mit
teureren Unfallversicherungen ködert, deren Tarife für Laien kaum zu
durchschauen sind, schlägt Kapital aus der Notlage seiner Kunden.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de