WAZ: Einüberfälliger Schritt – Kommentar von Hannes Koch

Die meisten Landwirte werden sich nicht freuen. Die
Gesetzesänderung, die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU)
angestoßen hat, macht ihnen wieder einmal mehr Arbeit. Künftig müssen
sie haufenweise Daten per Computer in eine neue Datenbank eingeben –
immer dann, wenn sie ihre Masthühner, Schweine oder Kälber mit
Antibiotika gegen Krankheiten behandeln lassen. Trotzdem ist Aigners
Initiative ein notwendiger Schritt, der eher zu spät als zu früh
kommt. Denn die industrielle Landwirtschaft ist dabei, 80 Jahre
medizinischen Fortschritt zu gefährden. Indem sie flächendeckend
Mastvieh nicht nur gegen Krankheiten, sondern auch des schnelleren
Wachstums halber mit Antibiotika behandelt, nimmt die Zahl der
Resistenzen beim Menschen zu. Mitunter lebensrettende Medikamente
wirken nicht mehr. Ob wir ganz ohne Antibiotika in der Landwirtschaft
auskommen, ist fraglich. Eine industrielle Lebensmittelproduktion,
die große Mengen günstiger Nahrungsmittel herstellen soll, ist ohne
chemische Belastungen vermutlich nicht zu betreiben. Es muss aber
darum gehen, ihre schädlichen Auswirkungen zu verringern.

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