Der Bundespräsident ist der erste Repräsentant der
Bundesrepublik. Seine Aufgabe ist es, Deutschland zu repräsentieren.
Und wenn ein Bundespräsident eine Werksbesichtigung eines deutschen
Unternehmens im Ausland plant, dann doch wohl, um im Sinne der
Deutschen Wirtschaftsförderung zu betreiben.
Die brüske Absage an Thyssen-Krupp, das fünf Milliarden Euro
schwere Stahlwerk in Brasilien zu besuchen, ist ein bisher nie da
gewesener Vorgang: Der Bundespräsident stellt einen deutschen Konzern
im Ausland vor den Augen der Welt bloß. Warum nur?
Wegen des geplanten Konzernumbaus, der über geplante Verkäufe 35
000 Mitarbeiter weltweit betrifft? Gewiss führt das zu Ängsten und
Sorgen. Warum aber kletterte der Präsident auf eine Barrikade, von
der nicht mal die Gewerkschaften etwas wissen wollen? Erschrocken und
schlecht beraten ob der Nachrichten aus Deutschland hat Christian
Wulff wohl schlicht Angst um seine persönliche Reputation gehabt.
Thyssen-Krupp verkauft Unternehmen, weil dem Konzern das Geld fehlt,
sie so weiterzuentwickeln, wie es gut für diese Unternehmen und die
Beschäftigten wäre. Was ist daran verwerflich, wenn es im Dialog mit
den Betriebsräten geschieht? Wulff hat sich vergaloppiert – und der
deutschen Wirtschaft samt der Mitbestimmung einen Bärendienst
erwiesen.
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