Zwischen Antreten und Wegtreten liegen oft nur Tage.
Manch ein Freiwilliger reibt sich verwundert die Augen, wenn ein
unfreundlicher Mensch um fünf in der Frühe Weckrufe in die Stuben
schickt. Wenn der Rucksack drückt, der Stiefel zwickt, der Nachbar im
Bett unten schnarcht, der Feldwebel brüllt und Bockwurst im
Kochgeschirr nicht schmeckt. Dann ärgert sich der Freiwillige: „So
habe ich mir das nicht vorgestellt.“
Müsste die Bundeswehr nicht ehrlicher für sich werben? Müsste sie
nicht mehr Wirklichkeit zeigen und weniger Fantasie-Bilder von
kernigen Piloten und glücklichen Kameraden? Sicher, sie wäre gut
beraten. Denn ihr lebensgefährlicher Auftrag ist nicht zu vergleichen
mit der Arbeit in normalen Unternehmen. Wer das ehrlich sagt,
vermeidet Enttäuschungen. Andererseits darf man aber von jedem
Bewerber erwarten, dass er eine ungefähre Vorstellung davon hat, auf
was er sich einlässt. Dieser Job kann hart sein, familienfeindlich,
traurig, sogar tödlich. Das ist so, seit es Armeen gibt. Wenn die
Bundeswehr mehr Freiwillige will, muss sie ihnen mehr anbieten: Mehr
Ausbildung oder mehr Geld. Die Leute, die morgens lieber liegen
bleiben, kann sie eh– nicht brauchen.
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