Was haben wir uns über die Brüsseler Eurokraten
hergemacht, über ihre Regulierungswut und den abgrundtiefen Graben
zwischen Vorschriften und Lebenswirklichkeit. Das Schlimmste an den
Brüsseler Blüten war, dass sie eigentlich sinnvolle Regeln in der
Wahrnehmung der Bürger überdeckt haben. Nun beweist Arbeitsministerin
Nahles, dass sich Berliner Gesetzestexter mindestens ebenso gut
darauf verstehen, durch Übertreibungen eine im Grunde wichtige Reform
in Verruf zu bringen. Es ist ja richtig, den Arbeitsschutz zu
modernisieren, etwa weil die Belegschaften älter werden. Daran denkt
nur niemand, wenn er etwas von Fensterpflicht für Klos und Teeküchen
hört. Oder von abschließbaren Spinden für alle. Vielmehr denkt er,
wer sich so einen Quatsch ausgedacht hat, wenn es nicht die
Sanitärlobby oder die Fensterbauer waren. Auf 17 Grad
Mindesttemperatur im Büro ließe sich wohl einigen – aber fürs Archiv
im Keller? Dass Nahles ein überdrehtes Regelwerk erst beschließen und
dann nachbessern will, ist absurd. Wie wäre es: andersherum? Ein
Unternehmer, der ein mangelhaftes Produkt erst auf den Markt wirft
und dann nachfeilt, wäre schnell pleite.
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