WAZ: Es wird nur noch notgeflickt – Kommentar von Dietmar Seher

Mehr Stop als Go. Das ist Alltag im Ruhrgebiet. Für
die kurze A 40-Fahrt zwischen Dortmund und Essen bringen wir am
besten ganz viel Zeit mit. Die Ausweichempfehlung über den
Emscherschnellweg bewirkt nichts. „Gladbecker“ sagen dann die
Experten unter den Pendlern. Was so viel heißt wie: Vergiss es!
Überall gibt es ähnliche Dauerstau-Dramen. Die Einfahrten in die
Landeshauptstadt gehören dazu, der Wechsel von der A 52 auf den
Ruhrschnellweg, die Engpässe bei Werl. Mag sein, dass die
Revier-Autofahrer nur deswegen leiden, weil straßen.nrw jetzt –
endlich – bauen kann. Aber das macht Fragen nach den Ursachen der
teuren täglichen Verstopfung nicht überflüssig. Denn es gibt drei
große Defizite. Erstens: Ein Fünf-Millionen-Ballungsraum braucht
Autobahnen. Im Ruhrgebiet fehlt mit der durchgehenden A 44 von
Düsseldorf nach Dortmund die dritte interne West-Ost-Verbindung.
Zweitens: Generell wurden seit den Tagen der Einheit die
Staats-Milliarden ins ostdeutsche Netz gelenkt. Fatale Folge: Den
Strecken dort fehlt es an Nutzern. Wo, wie im Westen, die Nutzer
sind, fehlen die Straßen. Drittens: Wenigstens die Alternative, die
Bahn, gehörte ausgebaut. Aber da hat die Landespolitik nie den Mut
gehabt, in Berlin ihren Anteil einzufordern. Jetzt wird nur noch
notgeflickt.

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