WAZ: EU-Wahnsinn: Yes, we Kännchen! Kommentar von Knut Pries

Die Meinungsumfragen zeigen einen Trend, der sich in
der Finanzkrise beschleunigt hat: Die Bürger verlieren die Lust am
vereinigten Europa und misstrauen seinen politischen Managern. Das
hat viele Gründe, und beileibe nicht alle sind der EU selbst
anzulasten. Ein Missvergnügen verschuldet die EU freilich selbst: Bei
großen Problemen liefert sie nicht, bei kleinen Nicht-Problemen umso
eifriger. Für das Missvergnügen stehen seit langem symbolisch: die
Gurke samt Krümmungsgrad, die Höhe von Traktorsitzen, die Beseitigung
der Glühlampe. Seit dieser Woche hat das Missvergnügen eine neue
Form: das Ölkännchen, also die Schnapsidee, den Wirten
vorzuschreiben, in welcher Form sie ihren Gästen Olivenöl vorsetzen.
Daran ist tatsächlich in erster Linie „Brüssel“ schuld. Wenn
EU-Staaten entsprechende Regelungen erlassen wollen – bitte sehr. Die
Maßnahme selbst ist dämlich genug, aber das ist nicht das
Hauptproblem. Das Hauptproblem ist die Vorstellung, „Brüssel“ sei
gefragt, das Alltagsleben bis zur letzten Salatschüssel in sichere
Bahnen zu lenken. Yes, we Kännchen? Das ist Wahnsinn mit Methode. Und
mit Folgen – die nächsten Umfragen werden es zeigen.

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