WAZ: Fantasie anregend für 24 Stunden – Kommentar von Miguel Sanches

Früher nannte man sie die „Stones“. Nun warf der
eine Stone für den anderen einen Stein ins Wasser. Frank-Walter
Steinmeier hat Peer Steinbrück für die Europäische Zentralbank (EZB)
vorgeschlagen. Das regte 24 Stunden lang die Fantasie an. Nicht
länger. Dann schlug Steinbrück die Tür zu. Er hält es für falsch,
wenn ein Ex-Finanzminister zum Kontrolleur wird. Und Steinbrück malte
sich aus, dass er als EZB-Präsident genau so isoliert wäre wie Axel
Weber, der Angela Merkels erste Wahl war. Nun ist das Desaster
komplett: Es ist klar geworden, dass die deutsche Stabilitätskultur
in der EU nicht gesellschaftsfähig ist. Und bei den Stones geriet
zwar etwas ins Rollen, aber in die falsche Richtung. Es ist wohl so,
dass Steinbrück auf einen Anruf Merkels wartete, der aber ausblieb.
Oder ausbleiben musste, weil der andere Stone es vermasselt hat? Nur
SPD-Zählkandidat zu sein, dafür war sich Steinbrück wohl zu schade.
Fazit: Weder kommt die SPD ins Geschäft mit Merkel noch kann sie die
Kanzlerin vorführen. Die SPD hatte einen Plan, und er war schlecht.
Aber was ist mit der Kanzlerin: Hat sie einen?

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