WAZ: Fernbusse kommen in der Realität an. Kommentar von Frank Meßing

Zweifellos ist die Einführung des Fernbus-Netzes in
Deutschland eine Erfolgsgeschichte. Seitdem die Liberalisierung
Anfang 2013 in Kraft getreten ist, gibt es bereits mehr als 200
Linien. Der Ansturm auf die Busse ist riesig. Ob das so bleibt, ist
allerdings fraglich. Denn bislang ködern die Anbieter ihre Kunden –
vor allem junge Leute – mit Kampfpreisen. Die Unternehmen, die frisch
an den Start gegangen sind, fahren ihre Passagiere für zehn Euro von
Hamburg nach Berlin. Damit können sie auf Dauer kein Geld verdienen.
Die Phase der Markteinführung, in der die Branche mit Lockangeboten
Fuß fassen wollte, scheint nun vorbei. Der Verbandspräsident bereitet
die Kunden auf Preiserhöhungen vor. 30 statt zehn Euro für den Weg
Hamburg – Berlin seien realistisch, sagt er. Das ist immer noch
günstig im Vergleich zur Bahn oder zum eigenen Pkw. Die junge Branche
der Fernbusse steht dennoch vor ihrer ersten großen Bewährungsprobe.
Es wird bereits spekuliert, ob kleinere Anbieter fusionieren müssen,
um mit den großen mitzuhalten. Es wird auch nicht ausgeschlossen,
dass einige auf der Strecke bleiben. Die Fernbusse kommen in der
marktwirtschaftlichen Realität an. Letztlich haben es die Kunden in
der Hand, ob sie trotz steigender Preise lieber mit dem Bus oder mit
der Bahn fahren.

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