Muammar Gaddafi ist abgetaucht. Er scheint zu ahnen,
dass nach Ben Ali und Hosni Mubarak nun auch die Reihe an ihm ist,
dem „Führer der Führer Arabiens und König der Könige Afrikas“. Und er
scheint entschlossen, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
Vom ersten „Tag des Zorns“ an ließ Gaddafi scharf schießen. Lange
gefiel er sich in der Rolle des skurrilen Weltlehrmeisters und
Politclowns. Zuhause ließ er sich als „Bruder Führer“ verehren,
umschwärmt von devoten Hofschranzen, geschützt von einem
allgegenwärtigen Geheimdienst. Paris und Rom ertrugen seine
erratischen Staatsbesuche, weil es bei ihm was zu holen gibt. Der
Beduinenoberst sitzt auf den größten Ölvorräten in Afrika, er
beliefert halb Europa – auch Deutschland. Mit all seinen
Bodenschätzen und seiner für arabische Verhältnisse überschaubar
kleinen Bevölkerung könnte das Land eine Insel der Seligen sein.
Stattdessen ist es ein ärmlicher, merkwürdig verschrobener Flecken
Erde geblieben. Die Jungen wollen das nicht mehr. Sie wollen leben.
Und sie trauen ihrem „Grünbuch-Vordenker“ mit seiner neo-sowjetischen
Alten Garde nicht mehr zu, ihnen eine lebenswerte Zukunft zu
eröffnen.
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