WAZ: Gegenargumente von gestern. Kommentar von Gerd Heidecke

Reflexhaft zuckt des Deutschen Gasfuß, wenn er das
garstige Wort Tempolimit hört. 30 km/h im gesamten Stadtgebiet – wo
kommen wir da hin! Und vor allem: Wie lange dauert dann eine
City-Tour von der Ruhr bis zur A40, von der Emscher zur A2? Noch
einmal doppelt so lange wie jetzt?

Die Fahrt innerhalb der Stadtgrenzen wird schlicht genauso lange
dauern wie bisher. Auf den vorfahrtsberechtigten Durchgangsstraßen
bleibt es einfach bei Tempo 50 (Geschwindigkeitsüberschreitung
exklusive). Das ist mit weniger Schildern zu regeln als bisher die
Ausweisung einzelner Tempo-30-Zonen. Deren Schutzwirkung ist übrigens
längst unumstritten.

Es wird sich aber etwas ändern, nicht nur im Bewusstsein. Es wird
im Stadtverkehr weniger totgefahrene Kinder, Radfahrer und Senioren
geben. Nur etwas mehr als 40 km/h Aufprallgeschwindigkeit gelten
nämlich als kritische Grenze für das Überleben eines angefahrenen
Fußgängers. Es ist nicht einfach zu glauben, aber unbestechliche
Physik: Wer mit 30 auf dem Tacho noch vor dem auf die Fahrbahn
rollenden Ball zum Stehen kommt, fährt mit 20 km/h mehr ungebremst
ins Unglück.

Und nur zur Erinnerung: 1957 wurde in Deutschland Tempo 50
eingeführt. Die Argumente dagegen waren damals die gleichen wie
heute. Oder anders ausgedrückt: Sie sind von gestern.

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